JC

Jürgen Caloja

Autor, Lektor

* 1949 in Wuppertal-Elberfeld
Fach-Philosophie Uni Bonn
Autor seit 1975
Mitglied im VS NRW —
Verband deutscher Schriftsteller in ver.di

Texte

Die Zukunfts:Uhr

Elemente des guten Lebens.
Skizzen zur Philosophie der Lebenszeit,
80 Seiten, Bad Honnef 2010

Blätter unterwegs ~

aufgefangen und eingesammelt im Siebengebirge.
Poetische Skizzen, 1. Aufl. 2007; 2. Aufl. 2010

Taylors Warnung

Roman, 144 Seiten, Bad Honnef 2008

Übergang aus Macht zur Freiheit.

Gedichte.
Mit 18 Illustrationen von Rudolf Caloja,
Bad Honnef 1993
Titel der Erstausgabe: Standortbestimmung.
Lyrische Kurzprosa, Dichte Sätze, Bad Honnef 1976

Abschied von Gewalt und Irrsinn.

Lyrische Erzählung.
Mit 7 Rötelzeichnungen von Josef Thienen,
Bad Honnef 1993.
Titel der Erstausgabe: Das Wrack des Jonas, 1974

Zeit und Wirklichkeit

... der Moment, der mich magisch bewegt ...
Geschichten über das All und die Welt — wie alles angefangen hat und worauf es hinausläuft — solche Erzählungen haben mich immer fasziniert. Natürlich muss man nicht alles glauben, was es da über Gott und die Welt zu hören gibt —, aber mich jedenfalls hat es zu der Frage angeregt: Wie verhält sich das alles wirklich?
Angefangen hat das große Staunen mit dem Mirakel, das mir mein Großvater in die Hand gedrückt hatte: Büroklammer und Magnet. Ich hockte vor dem Stuhl und hielt den Magnetstein von unten an den Sitz aus dünnem Sperrholz.
Jetzt das Rätsel: Wie war das bloß möglich, dass die Büroklammer oben auf dem Sitz von Augenblick zu Augenblick immer exakt dem Weg folgte, den der Magnet in meiner Hand unter dem Sitz entlang wanderte?

Was für ein außergewöhnlicher Moment in meinem Leben! Hellwaches, gesteigertes Ichbewusstsein, ein unglaublich vertieftes Zeitempfinden durch den Zusammenhang von Jetzt-Bewegung und Jetzt-Wirkung; selbstbewusste willentliche Veränderung der Wirklichkeit, von Jetzt zu Jetzt, das Moment des Wandels aus eigener Kraft und Verantwortung: eine kaum zu glaubende Intensität von Selbstwirksamkeit! Hier entstand meine Frage nach dem Einfluss der Zeit, nach ihrer Bedeutung für mein Leben, ich empfand einen tief verborgenen Zusammenhalt der Lebenkräfte zwischen dem »MOMENT« als Bewegungsursache und dem »MOMENT« eigener Präsenz, als Gegenwart meiner Wirklichkeit. — Das war ein unvergessliches Erlebnis; und es hat all meine Kreativität immer wieder vitalisiert.
Es kam ja noch hinzu, dass ich diesen außerordentlichen Erkenntnisfortschritt mit Großvater teilen konnte: »Schau mal!«
»Ja«, sagt er bestätigend, »das ist Forschung, spannend wie eine Schatzsuche!« Und er sagt es so, als sei unser ganzes Leben ein einziges großes Weltexperiment.
Später zeichnete ich mit Bleistift immer ausgetüfteltere Wege auf ein Papier, wo meine Büroklammer dann (durch den Stuhlsitz hindurch von mir gelenkt) jedem Winkelzug folgte, wie ich ihn ihr auf dem Plan vorgegeben hatte. Es war ein wirkliches Mysterium, das brauchte mir niemand zu erzählen, das sah ich, spürte ich, wusste ich selbst aus eigenem Erleben und durch mein lenkendes Experimentieren.
Trotz aller im Lauf des Lebens hinzugelernten schlauen Erklärungen bin ich auch heute — nun selber schon älter als mein Großvater einst — immer noch verzaubert von diesem wundersamen Moment.
Jürgen Caloja